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Pressemitteilung - 16.12.2016

SoVD: Helfer in der Not sind selbst in Not

Der Berenbosteler Sozialverband (SoVD) ist 70 Jahre alt geworden. "Ich freue mich immer, wenn ein Verein sich so lange hält", sagt Ortsbürgermeister Werner Baesmann. Seite 2005 stand Ernst-Wilhelm Fischer an der Spitze, jetzt hat Petra Nünemann aus Hemmingen den Vorsitz übernommen.

Der SoVD Berenbostel besteht seit 70 Jahren. Mitglieder werden für ihre Treue geehrt. Das haben Ernst-Wilhelm Fischer (links) und Petra Nünemann, die neue Vorsitzende (Zweite von links), gern übernommen. Quelle: Bernd Riedel

Berenbostel. Den Berenbosteler Ortsverband hat damit getroffen, was viele Sozialverbände trifft: Das Durchschnittsalter ist hoch, mit steigender Tendenz, und es fehlt an jüngerem Nachwuchs, der auch bereit wäre, mühsame, ehrenamtliche Arbeit zu übernehmen. Das Beispiel Berenbostel zeigt, wie die Kreisverbände damit umgehen, um ihren Mitgliedern weiterhin alles bieten zu können, was in ihrer Macht steht: Sie schließen Verbände zusammen, wie kürzlich mit Wunstorf und Neustadt geschehen und setzen das vorhandene Personal kreativ und strategisch ein. Petra Nünemann, die neue Vorsitzende, ist auch Vorsitzende in ihrem Heimatort Hemmingen-Westerfeld und bekleidet dazu das Amt der Schriftführerin im Vorstand des Kreisverbandes. Sie hat bei der 70-Jahr-Feier den Mitgliedern in Berenbostel versprochen, dass sich für sie nichts ändern werde.

Ernst-Wilhelm Fischer muss aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten. Seit 2005 hatte er das Amt des Vorsitzende inne. Er habe sich für den Verband aufgeopfert, trotz schlechter werdender Gesundheit, sagte Herbert Essinger bei der Feier anlässlich des 70-Jährigen Bestehens. Fischer ist für den Verband auch nicht verloren: Er tritt nur ins zweite Glied zurück, als Stellvertreter Nünemanns. So kann Nünemann auf seine Ortskenntnisse zurückgreifen.

Der SoVD Berenbostel ist kein schwacher Ortsverband: Er hat 419 Mitglieder. Das allein reicht jedoch nicht aus. Es muss auch junge Kräfte geben, die bereit sind, die ehrenamtliche Arbeit zu übernehmen. Nünemann geht positiv an die Sache  heran: "Wir werden das zusammen schaffen", sagt sie. Im Kleinen hat das schon geklappt: Zusammen mit Fischer ehrte sie Irmgard und Günter Bosse für 25 Jahre Treue, und Maria Berbitz, Andreas Flügel, Jutta und Jürgen Helmboldt sowie Ursula und Werner Kittelmann für zehnjährige Mitgliedschaft.

"Das Durchschnittsalter unserer Mitglieder liegt über 70", sagt Jürgen Mroz, Vorsitzender des Kreisverbandes Hannover-Land und zugleich Vorsitzender des Ortsverbandes Laatzen-Rethen. Der Kreisverband hat 52 Mitgliedsvereine und rund 15300 Mitglieder. Die Tendenzen sind verwirrend: Es werden immer weniger Ortsverbände. In diesem Jahr mussten acht aufgelöst werden. Aber die Mitgliedertendenz zeigt kontinuierlich nach oben - mit Schwankungen, Dellen und Buckeln in der Statistik.

Die Fluktuation in allen Ortsverbänden, nicht nur in Garbsen, ist trotz steigender Mitgliedszahlen relativ hoch. Das liegt am besonderen Angebot des Sozialverbandes, das mancher erst kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter wahrnimmt. In der Zentrale in Hannover geben 18 Hauptamtliche juristisch fundierte Beratung zu allen Fragen des Sozialrechts. "Das ist viel günstiger als sonst bei Juristen", sagt Stefan Lux von der Kreisverbandsverwaltung. Oft kommen die Menschen, wenn die Probleme drängend werden. Grundsicherung im Alter, Schwerbehinderung und Reha, chronische Erkrankungen: das sind die virulenten Themen, zu den Beratung erfragt wird. "Aber auch das Thema Hartz IV wird an uns herangetragen", sagt Lux. Die Crux dabei: Die Menschen treten zwar ein, denn das müssen sie, um die Beratung in Anspruch zu nehmen, aber nach einem Jahr können sie die Mitgliedschaft niederlegen. Wenn bis dahin ihr Problem gelöst ist, tun das auch viele.

Vom Reichsbund zum SoVD

Gegründet im Mai 1917 als Reichsbund noch während des ersten Weltkrieges, waren die ersten Klienten Kriegsteilnehmer und Kriegsgeschädigte: Deren Interessen sollten gewahrt werden. Im April wurde der Reichsbund von den Nationalsozialisten zwangsaufgelöst. Im November 1946 schon kam die Wiedergründung. Im folgenden Jahr wurden viele Ortsverbände in Deutschland gegründet. Deshalb häufen sich derzeit die 70-Jahr-Feiern. Im November 1995 benannte sich der Reichsbund in Sozialverband Deutschland um. Die Klientel war längst eine andere geworden.

Der SoVD Berenbostel

Mit seinen derzeit 419 Mitgliedern ist der Ortsverband Berenbostel der mitgliederstärkste Garbsens hinter dem Ortsverein Garbsen, der vor Jahren mit dem Ortsverband Lohnde zusammengeschlossen wurde. Der SoVD Berenbostel bietet jeden dritten Sonnabend im Monat Info- und Kaffeenachmittage ab 14.30 Uhr in der Begegnungsstätte im Bürgerpark, außerdem Damengymnastik, Handarbeiten, Tagesfahrten und Mehrtagesfahrten an. Bei der Gründung des Ortsverbandes am 1. Dezember 1946 übernahm Karl Ellermann den Vorsitz. Ihm folgten Hermann Borges (für 30 Jahre bis 1984), Helene Benke (bis 1987), Gehard Uhde (bis 2005), Ernst-Wilhelm Fischer und nun Petra Nünemann im Amt.

Der Stadtverband Garbsen

Der Stadtverband ist keine eigene Körperschaft. Kein Vorsitzender, sondern ein Sprecher repräsentiert die Ortsverbände. In Garbsen ist das Norbert Manegold, der zugleich Ortsvorsitzender in Horst ist. Er dient als Ansprechpartner und Schnittstelle zwischen der Basis und dem Kreisverband. Zum Stadtverband Garbsen mit rund 2600 Mitgliedern insgesamt gehören die Ortsverbände Berenbostel, Garbsen, Havelse, Horst und die beiden Osterwalds Oberende und Unterende. Aber auch die Ortsverbände in der Nachbarstadt Seelze, so Lathwehren/Kirchwehren, Letter, Seelze und Velber sind angeschlossen.

Veröffentlicht am 16.12.2016