Pressemitteilung vom 24. Juli 2020
Gesperrt Aufzüge am Bahnhof Stadthagen: Politik macht Druck auf Deutsche Bahn
Gehbehinderte oder Eltern mit Kinderwagen stehen derzeit am Bahnhof in Stadthagen vor einem großen Problem: Die Aufzüge werden saniert und können nicht benutzt werden. Die Deutsche Bahn sieht sich jedoch nicht alleine in der Verantwortung für alternative Transport-Angebote. Die Politik will jetzt Druck machen, immerhin ist Stadthagen nicht der einzige betroffene Bahnhof.
Die gesperrten Aufzüge am Stadthäger Bahnhof haben für einen Aufschrei gesorgt, der nun auch bei den heimischen Bundestagsabgeordneten Marja-Liisa Völlers (SPD) und Maik Beermann (CDU) angekommen ist. Sie sollen die Stadt dabei unterstützen, bei der Bahn auf eine Lösung zu drängen. Wie berichtet, werden die 20 Jahre alten Aufzüge – die immer mal wieder aufgrund eines Defektes ausgefallen sind – aktuell ausgetauscht. Einen Ersatz gibt es nicht. Die Arbeiten sollen bis März 2021 dauern. Nach der Demontage und der Erneuerung müssten die Aufzüge diverse Abnahmeverfahren durchlaufen, erklärt die Bahn die lange Dauer.
Im Vorfeld gab es keinerlei Informationen. Von einem Tag auf den anderen waren die beiden Aufzüge, die zu den Gleisen führen, gesperrt. Dafür hat sich die Deutsche Bahn nun entschuldigt. Es sei schlicht und einfach vergessen worden. Doch wie sollen Gehbehinderte, Eltern mit Kinderwagen, Reisende mit schwerem Gepäck oder Radfahrer nun in die S-Bahn kommen? In Springe wissen die Verantwortlichen zumindest schon seit Februar, dass die Bahn der Austausch der Aufzüge für Anfang 2021 plant. Auch dort spricht die DB von einer Bauzeit von zehn Monaten – ohne, dass es in dieser Zeit einen Ersatz für alle Betroffenen gibt.
Durch die lange Vorlaufzeit hat der Springer Rathauschef Christian Springfeld zumindest Zeit gehabt, mit der Bahn über mögliche Lösungen zu sprechen. Stadt und Lokalpolitik waren umso empörter, nachdem die Bahn Forderungen nach einer Alternative als nicht erfüllbar zurückgewiesen hatte. So hatte man die Nutzung einer sogenannten Treppenraupe verworfen, mit der Rollstühle oder Kinderwagen auch über eine herkömmliche Treppe transportiert werden können. Das sei baulich nicht möglich. Auch in Stadthagen sei diese Möglichkeit von der DB als nicht realisierbar eingeschätzt worden. Springfeld hofft nun auf die Region Hannover, die sich als Träger des Nahverkehrs eingeschaltet hat. Man arbeite „derzeit an Alternativen für Fahrgäste (...), die auf barrierefreies Reisen angewiesen sind“, teilt die Region auf Anfrage mit. Diese sollen demnach als Ersatz für den dann nicht mehr barrierefreien Bahnhof in Springe an die nächstliegenden Stationen gebracht werden – je nach Fahrtrichtung nach Völksen oder nach Bad Münder.
Erledigt werden soll dieser Verkehr entweder per Linienbus – oder nach Bedarf per Taxi, wie bereits aus Springe angeregt. Beide Varianten würden momentan geprüft, sagt Regionssprecher Klaus Abelmann. Ein strittiger Punkt dürfte sein, wer für dieses Angebot bezahlt. Auch im Gespräch mit dieser Zeitung winkt die Bahn ab. Sie sehe sich hier nicht alleine in der Verantwortung und verweist auf ihre Mobilitätsservicezentrale, Telefon (01 80) 6 51 25 12. Dort werde nach Alternativmöglichkeiten gesucht, etwa der Ein- und Ausstieg an Nachbarbahnhöfen.
Und in Stadthagen? Hier ist nicht der Landkreis Träger des Nahverkehrs, sonders die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG). An die hatte sich der Landkreis mit Bitte um Prüfung des Sachverhalts gewandt, weil man selbst nicht für den Bahnbetrieb zuständig sei, wie Sprecherin Anja Gewald erklärte. Rechtlich sieht man beim LNVG allerdings ebenfalls keine Handhabe. „Wir können in Stadthagen keinen Ersatzverkehr für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste organisieren, dazu wären wir gar nicht befugt“, teilt dazu Sprecher Dirk Altwig mit. Für den Busverkehr sei der Landkreis verantwortlich, in dessen „kommunale Selbstverwaltungshoheit“ nicht eingegriffen werden dürfe. Nun ist also der Landkreis wieder am Zug. Die Stadthäger Ortsgruppe des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), unter dem Vorsitz von Heinz-Herbert Pommerening, hatte bereits vor einigen Wochen einen Shuttle-Bus vom Bückeburger zum Stadthäger Bahnhof gefordert. Pommerening war es auch, der das Gespräch mit den Bundestagsabgeordneten gesucht hat.