Pressemitteilung vom 07. Juni 2020
Stadthagen: Aufzüge im Bahnhof gesperrt - Fraktionschefs sauer
Beeinträchtigte Menschen stehen am Bahnhof in Stadthagen vor einem Problemen: Die beiden Aufzüge sind außer Betrieb - und das für neun Monate. Die 20 Jahre alten Fahrstühle werden ausgetauscht. Eine Alternative gibt es dafür nicht. Die länger dauernde Sanierung verärgert die Chefs der Ratsfraktionen.
Auf scharfe Kritik stößt die Sperrung der Aufzüge am Bahnhof bis voraussichtlich März 2021 bei den Chefs der Ratsfraktionen. Dass der Austausch und damit die Sperrung neun Monate dauern soll, ist für Jan-Philipp Beck (SPD) „ein höchst ärgerlicher Vorgang“.
Die damit verbundene langanhaltende Einschränkung für Menschen mit Gehbehinderungen, Rollstuhl oder Kinderwagen, die einen Umweg über Bückeburg nehmen müssen, sei „kein haltbarer Zustand“. Beck fordert: „Niemand darf am Bahnhof stranden, es muss verhindert werden, dass Fahrgäste erst an einen anderen Bahnhof müssen“. Die Bahn könne beispielsweise Helfer einsetzen, die etwa Rollstuhlfahrer die Treppen hoch- und runtertragen.
Die Bahn soll eine Lösung finden: Für Heiko Tadge (CDU) ist der jetzige Zustand am Bahnhof „eine Katastrophe“. Dass hier auch Inklusions-Vorschriften missachtet würden, sei „überhaupt nicht hinnehmbar“. Eine solche Situation sei im Ausnahmefall vielleicht ein paar Tage zu akzeptieren, aber auf keinen Fall über die Dauer von neun Monaten. Die Bahn müsse hier eine Lösung finden, fordert Tadge: „Irgendeine praktikable Übergangslösung, einen anderen Zugang zu den Gleisen, muss es geben.“ Jürgen Burdorf (WIR) findet es „unmöglich, dass die Bahn hier einen Teil der Bevölkerung von der Nutzung des Bahnhofs abhängt“. Es sei „eine Unverschämtheit“, wie die Bahn mit den Betroffenen umgehe. Und weiter: „Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum das neun Monate dauern soll.“ Man könne erwarten, dass die Arbeiten in einem viel schnelleren Tempo vonstatten gehen, fordert Burdorf.
Aufgebracht ist auch der Vorsitzende der Stadthäger Ortsgruppe des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), Heinz-Herbert Pommerening: „Den Bürgern stinkt die Problematik am Bahnhof.“ Dieses sei „ein hausgemachtes Problem, zumal die Bauarbeiten nicht angekündigt waren“. Es komme dazu, dass an manchen Tagen gar nicht gearbeitet werde, was weitere Verzögerungen verursache. Pommerening merkt zudem an, dass „Verstöße gegen die Unfallverhütungsvorschriften nachgewiesen werden können“.
Der SoVD-Chef stellt mehrere Forderungen an die Bahn: Es müsse alle 30 Minuten einen Shuttle-Bus vom Bückeburger zum Stadthäger Bahnhof geben, und zwar von Betriebsbeginn bis 45 Minuten nach Betriebsschluss. Zweitens: Die Bauarbeiten an den Aufzügen sollen durch drei Schichten täglich beschleunigt werden. Als zusätzliche grundsätzliche Maßnahme schlägt Pommerening vor: Den Ausbau des am Bahnhofsgebäudes befindlichen Gleises und des dazugehörigen Bahnsteigs für die S-Bahn und Regionalzüge. „Somit könnten die beiden Personenaufzüge eingespart werden.“
von Stefan Rothe