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SoVD Havelse feiert 70-jähriges Bestehen

SoVD Havelse feiert 70-jähriges Bestehen

Es ist ein verhältnismäßig kleiner Ortsverband, der SoVD Havelse, mit rund 150 Mitgliedern, aber er ist genauso alt wie die größeren Ortsverbände in Garbsen: 70 Jahre - und zeigt ein reges, fürsorgliches und lebendiges Vereinsleben. Am Mittwoch feierten der Vorstand um Erich Pohl mit Gästen und vielen Mitgliedern das Jubiläum.

Havelse. Emma Koch, dabei erst seit Ende der neunziger Jahre, ist das älteste Mitglied. Mit ihren 102 Jahren überragt sie alle. Sie stammt aus Witzenhausen und wohnt seit rund einem halben Jahrhundert in Havelse. Ihr sei nach dem Tod ihres Mannes 1997 "allmählich die Decke auf den Kopf gefallen", sagt sie freimütig, und so habe sie sich für den SoVD anwerben lassen. Sie erledigt noch immer selbst ihren Haushalt, kocht - und wünscht sich für die nahe Zukunft doch ein wenig Unterstützung durch eine Haushaltshilfe. Der Antrag läuft.

Martha Petzka sitzt neben ihr. Die 90-Jährige war bis vor Kurzem Kassiererin im SoVD Havelse - und das mehr als 20 Jahre lang. Doch als  die Abrechnungen nur noch am PC gemacht werden sollten, da hat sie die Aufgabe anderen überlassen. Martha Petzka hat Emma Koch angeworben, und die beiden gehen gern gemeinsam auf Veranstaltungen des SoVD. Das ist wörtlich gemeint: Emma Koch ist mit ihrem Rollator zu Fuß hergekommen. Sie wohnt nicht weit vom Restaurant Athen, wo die Feier stattfand, und hatte sich deshalb geweigert, mit dem Auto abgeholt zu werden.

Den Vorstand des SoVD Havelse bilden Erich Pohl als Vorsitzender, Hildegunde Knoblich als seine Stellvertreterin und Sigrid Röhrbein als Schatzmeisterin. Sie seien ein partnerschaftliches Team, sagte Pohl bei der Begrüßung, und entschieden alles gemeinsam. So vielfältig die Aufgaben und Veranstaltungen des SoVDs Havelse sind, so wenig Unterlagen gibt es darüber, die man historisch nennen und auswerten könnte.

Erich Pohl hat sich vergeblich auf die Suche gemacht. Das einzig Handfeste, das er fand, waren 30 Aktenordner ausschließlich mit Rechnungs- und Zahlungsbelegen. Deshalb fiel der historische Rückblick sehr kurz aus. Er bestand im Wesentlichen aus einem Satz: "Lassen wir die Vergangenheit Vergangenheit sein und beschäftigen wir uns lieber mit der Gegenwart und der Zukunft", sagte Pohl.

Dem Aufruf mochte Ortsbürgermeister Franz Genegel nicht ganz folgen: "Im Sozialverband wird denen geholfen, die nicht so in der Lage sind, sich selbst zu helfen", sagte er in seinem Grußwort, und steuerte zur Illustration dieses Grundsatzes, den niemand in Zweifel ziehen wollte, eine Geschichte aus eigenem Erleben bei: Sein Vater sei im Zweiten Weltkrieg gefallen. Seine Mutter habe keinerlei Einkommen gehabt in den Nachkriegsjahren. ein Bekannter habe der Mutter geraten, sich an den Reichsbund zu wenden. "Und der Reichsbund half", sagte Genegel. Seine Mutter bekam eine kleine Rente.

Vom Reichsbund zum SoVD

Gegründet im Mai 1917 als Reichsbund noch während des Ersten Weltkrieges, waren die ersten Klienten des jetzigen SoVD Kriegsteilnehmer und Kriegsgeschädigte: Deren Interessen sollten gewahrt werden. Im April wurde der Reichsbund von den Nationalsozialisten zwangsaufgelöst. Im November 1946 schon kam die Wiedergründung. Im folgenden Jahr wurden viele Ortsverbände in Deutschland gegründet. Deshalb häufen sich derzeit die 70-Jahr-Feiern. Im November 1995 benannte sich der Reichsbund in Sozialverband Deutschland um. Die Klientel war längst eine andere geworden.

Zum Stadtverband Garbsen, dessen Sprecher Nobert Manegold ist, mit seinen rund 2600 Mitgliedern gehören die Ortsverbände Berenbostel, Garbsen, Havelse, Horst und die der beiden Osterwalds Oberende und Unterende. Aber auch die Ortsverbände in der Nachbarstadt Seelze, so Lathwehren/Kirchwehren, Letter, Seelze und Velber, sind an den Stadtverband angeschlossen.

Der Stadtverband hält den Kontakt zum Kreisverband Hannover-Land, der zurzeit 51 Mitgliedsvereine und rund 15.000 Mitglieder stark ist - bei sinkender Zahl der Ortsverbände und langsam wachsender Zahl der Mitglieder. In der Zentrale in Hannover geben 18 Hauptamtliche juristisch fundierte Beratung zu allen Fragen des Sozialrechts.

9254 Beratungen seien es im vergangenen Jahr gewesen, sagte Kreisvorsitzender Jürgen Mroz, und für die Mitglieder seien 3,56 Millionen Euro erstritten worden. Aktuell kämpft der SoVD mit der Oberfinanzdirektion: Sie zweifelt die Gemeinnützigkeit des Kreisverbandes an.